29. Januar 2021
Justizministerium will Gewährleistungsfristen verlängern
Wer kennt das nicht, gerade gekauft und schon kaputt. Und der Blick in die Quittung zeigt: Gewährleistung gerade abgelaufen.
Eine längere Gewährleistung kann den Herstellern einen wirtschaftlichen Anreiz geben, besonders langlebige und gut reparierbare Produkte zu entwickeln. Damit soll der Wegwerf-Mentalität entgegengetreten werden und es soll eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft etabliert werden. So die Theorie. In der Praxis sieht das leider etwas anders aus. Die Haltbarkeit von Geräten nimmt immer weiter ab.
Beispiel 1 Waschmaschine: Die Lebensdauer ist von durchschnittlich 17 Jahren auf 12 Jahren gesunken. Waschmaschinen sind meistens nicht reparierbar, auch wenn nur billigste Dichtungen defekt sind. Ein Kundendiensteinsatz endet meist mit den Worten: „Da können wir auch nichts machen. Früher waren die Geräte qualitativ besser“.
Beispiel 2 Smartphone: Vielfach werden voll funktionsfähige Smartphones ausgemustert, weil es nach kurzer Zeit keine Updates mehr gibt. Das kann sich nur durch eine Updateverpflichtung der Hersteller ändern. Die Marketingtaktik der Produktvergreisung, bei der das künstliche Veraltern eines Produktes vom Hersteller geplant und konzeptionell vorgesehen ist (geplante Obsoleszenz), sollte verboten werden.
Beispiel 3 Internet Router: Diese Geräte sind in fast jedem Haushalt im Einsatz. Auch hier gibt es nur zeitlich sehr begrenzt Updates der Hersteller, wodurch betroffe Haushalte für Cyberangriffe offen stehen. Allerdings bemerkt das kaum jemand. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) fordert hier eine Mindestverpflichtung für Sicherheitsmaßnahmen der Hersteller, die zum Schutz von Endkunden umgesetzt werden sollten. Diese BSI Forderungen sind für die Hersteller nicht verpflichtenden, weswegen auch hier der Kunde der Dumme ist. Nutzen Sie den Test unten auf dieser Seite.
Fazit: Längere Gewährleistungsfristen erhöhen den Druck auf die Wirtschaft, wirklich Qualität zu produzieren, anstatt Sollbruchstellen jedweder Art einzubauen. Grundsätzlich ist es aktuell sehr schwer nachhaltige Produkte zu konsumieren, die dann auch wirklich länger nutzbar sind. Nach einer Studie des Öko-Instituts für die Verbraucherzentrale könnte man 3,7 Milliarden Euro pro Jahr sparen, wenn allein Waschmaschinen, Fernseher, Notebooks und Smartphones länger genutzt würden. Je länger ein Produkt im Einsatz ist, desto geringer ist sein ökologischer Fußabdruck, bezogen auf die Nutzungsdauer und die zur Herstellung verwendeten Ressourcen.
Der Arbeitskreis Umwelt der Piratenpartei fordert daher:
1. Praktiken, die die Lebensdauer von Produkten verkürzen (geplante Produktvergreisung) sind zu verbieten.
2. Die Reparatur der Geräte und die Rückgewinnung der enthaltenen Rohstoffe muss gewährleistet werden.
3. Die Weitergabe von gebrauchten Geräten und Nutzungsrechten muss grundsätzlich möglich sein.
4. Herstellerunabhängigen Firmen muss die Möglichkeit der Reparatur gegeben werden, indem diesen Ersatzteile, Anleitungen und Werkzeuge zur Verfügung gestellt werden.
5. Den Anwendern sind über einen langen Zeitraum Sicherheitsupdates für Software und Produkte zur Verfügung zu stellen.
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Hier noch zwei Security links:
https://www.heise.de/security/dienste/portscan/test/go.shtml?scanart=1
https://www.datenschutz.rlp.de/de/themenfelder-themen/selbsttests/
Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14680987